Gruppe Grüne/Freie Wähler/Piraten – Stellungnahme zur Besichtigung der DOG
Christoph Meyn Marschacht, 26.06.2012
Gruppe Grüne/FW/Piraten
Stellungnahme zur Besichtigung der DOG (Deutsche Ölfabrik Gesellschaft) durch Mitglieder des Samtgemeinderats und der Verwaltung
„Bedenken ausgeräumt […] Samtgemeinderatsmitglieder überzeugten sich […] davon, dass Umweltprobleme nicht zu erwarten sind.“ – so lautete jetzt der Tenor eines Presseberichts über den Besuch einiger Mitglieder des Samtgemeinderats und der Verwaltung bei der DOG (Deutsche Ölfabrik Gesellschaft) in Hamburg.
Dies stellt sich für uns, die Gruppe Grüne/Freie Wähler/Piraten im Samtgemeinderat etwas anders dar. Es ist richtig, dass wir freundlich begrüßt wurden und dass alle unsere Fragen durch den Geschäftsführer, Herrn Heide, und seine Mitarbeiter kompetent und sehr offen beantwortet wurden.
Bei dem durch uns angeregten Besuch erfuhren wir erstmals genauer, welche Pläne die DOG für ihren Standort in Eichholz hat. Die Ansiedlung dieses Chemiebetriebes war im letzten Jahr noch von dem damaligen Rat beschlossen worden.
Wir erfuhren, dass in Eichholz drei Produktlinien hergestellt bzw. gemischt werden sollen:
- Produkte für die Kautschukindustrie (Umsatzanteil DOG: knapp 60 %)
Diese machen auch in Eichholz den weitaus größten Teil der Produktion aus. Schwerpunkt sind sogenannte Vulkanisationsbeschleuniger, die einen sehr hohen Schwefelanteil haben (teilweise über 30 %) und als giftig oder umweltgefährdend eingestuft sind.
Vulkanisationsbeschleuniger sind Zuschlagstoffe (Additive), die bei der Kautschukverarbeitung benötigt werden, zum Beispiel für die Herstellung von Reifen. - Additive für die Coatingindustrie (Umsatzanteil DOG: etwa 4 bis 5 %)
Hier handelt es sich zum einen um Faktis, einem Material, das auf der Basis von Rizinusöl hergestellt wird und zum Beispiel für die Herstellung von Radiergummi genutzt wird.
Außerdem zählen zu dieser Produktreihe die sogenannten Silane, die möglicherweise
demnächst in Eichholz produziert werden sollen. Silane werden u.A. für eine bessere Haftung von Lacken verwendet. Die bei der DOG produzierten flüssigen und festen Silane sind ebenfalls teilweise schwefelhaltig. - Trockenreinigungssysteme für den Restauratorenbedarf (Umsatzanteil DOG: etwa 1 %)
Als dritter Bereich soll die Herstellung von Trockenreinigungsschwämmen für den Restauratorenbedarf nach Eichholz ausgelagert werden. Dieser Bereich macht allerdings nur einen Anteil von etwa 1 % der Gesamtproduktion der DOG aus. Leider wurde uns auf unsere Anfragen zunächst der Eindruck vermittelt, dass die Ölfabrik in Eichholz in erster Linie diese Trockenreinigungsschwämme herstellen würde. Erst auf gezielte Nachfrage wurde deutlich, dass es sich hierbei lediglich um ein Nebenprodukt handelt und der Produktionsschwerpunkt in Eichholz bei den Vulkanisationsbeschleunigern liegen würde.
Neben diesen Produkten stellt die DOG Additive für die Schmierstoffindustrie her (Umsatzanteil: gut 35 %). Dieses Geschäftsfeld ist jedoch zunächst nicht für Eichholz geplant. Allerdings verfügt das Unternehmen über die Option auf eine Erweiterungsfläche und lässt noch offen, was dort zukünftig produziert werden soll.
Bei den Produkten der DOG erfolgt die Basisherstellung in Hamburg und die Weiterveredelung in Eichholz. Dafür gibt es hier auch sogenannte Ex-geschützte Produktionsanlagen, also spezielle explosionsgeschützte Bereiche.
Wir haben auch erfahren, dass die Möglichkeiten in einem Gewerbegebiet, wie Eichholz es ist, gesetzlich wesentlich eingeschränkter sind, als es bei einer als Industriegebiet ausgewiesenen Fläche der Fall wäre. Außerdem sollen die schwefelhaltigen Vulkanisationsbeschleuniger in einem geschlossenen System lediglich gemischt und nicht neu hergestellt werden. Der Schwefel und andere möglicherweise bedenkliche Stoffe sind bei der Ankunft bereits beigemischt. Für den Produktionsprozess benötigt die DOG in Eichholz nach eigenen Angaben kein externes Wasser. Auch die Gefahr, dass Luft und Boden in Kontakt mit den giftigen Substanzen kommen, ist nach Angaben der DOG offenbar gering. Was den Boden angeht, sind wasserundurchlässige dicke Betonschichten, die an den Rändern der Hallen hochgezogen sind, eingebracht, außerdem ein geschlossenes Auffangsystem im Außenbereich, das beim Verladen der Flüssigkeiten verhindern soll, dass Substanzen in den Boden geraten.
Positiv zu bewerten ist, dass die DOG sehr offen und umfänglich über ihre Pläne informiert hat. Nach unserem jetzigen Informationsstand gehen wir nicht von einer unmittelbaren Gefährdung der Elbmarsch durch diese Ansiedlung aus. Im Brandfall kann unseres Erachtens eine Kontamination der Umgebung jedoch nicht ausgeschlossen werden.
Aufgrund der Zusammensetzung der verwendeten Chemikalien und der industriellen Fertigung hätte die DOG nach unserer Überzeugung in ein Industriegebiet und nicht in ein Gewerbegebiet wie Eichholz gehört. Auch die Aussage, dass die Gemeinde Marschacht und die örtliche Feuerwehr durch die Firma Bruno Bock bereits Erfahrung mit der chemischen Industrie hätten, überzeugt uns nicht. Wir hätten daher einer Ansiedlung nicht zugestimmt.
Wir entscheiden aber nicht mehr über die Ansiedlung, da diese Entscheidung bereits in der letzten Legislaturperiode getroffen wurde. Unsere Aufgabe sehen wir jetzt und in Zukunft darin, den Betrieb und die voraussichtliche Erweiterung der Anlage konstruktiv kritisch zu begleiten. Der Besichtigungstermin war ein erster Schritt. Auch weiterhin werden wir hier sehr genau hinschauen und uns, wenn nötig, zu Wort melden. Dies betrifft auch die Ansiedlung neuer Unternehmen, sowie die weitere Entwicklung im Gewerbegebiet.